Wenn man mich nach dem epischsten Track von Iron Maiden fragt, gehört “To tame a Land” vom Meisterwerk Piece of Mind zu meinen ersten drei, vier Antworten. Was hat diese Steve Harris-Komposition aus dem Jahr 1983 mit Don’t Drop The Swords neuestem Output zu tun? Nun, auf der lyrischen Ebene ausgesprochen viel, denn sowohl der Titeltrack “Prophecies carved in Sand” als auch das Blind Guardian-Cover “Traveler in Time” beschäftigen sich wie “To tame a Land” mit Frank Herberts Wüstenplanet Dune. Kein Konzept-Album, aber immerhin eine Konzept-Single der Epic Speed Metal-Truppe aus Erding. Inhaltlich ein echter Leckerbissen für unseren Blog.
Aber auch musikalisch können Don’t Drop The Sword überzeugen. Dass sie wie keine andere Band Blind Guardian-Nummern spielen können, dürfte inzwischen bekannt sein. Daher ist “Traveler in Time” eine in jeder Hinsicht gelungene Verbeugung vor den großen Vorbildern aus Krefeld. Nun mag man darüber streiten, ob es wünschenswert wäre, stärker vom Original abzuweichen – aber diese Diskussion entsteht zwangsläufig bei jedem Cover. Mir gefällt das Dargebotene – und erinnert mich einmal mehr daran, dass Tales from the Twilight World (1990) einfach eine exzellente Scheibe ist, die man erst recht 30 Jahre nach ihrem Erscheinen auf diese Art und Weise ehren darf. Ich denke, die Band hat genau DAS im Hinterkopf.
Die Eigenkomposition “Prophecies carved in Sand” dürfte die Zielgruppe in zwei Lager spalten. Aber der Reihe nach: Der Einstieg mit den beschwörend-mystischen Gesängen sorgt für einen Epic Deluxe-Sprung in den Song. Das gefällt mir extrem gut. Die darauffolgenden Gitarrenmelodien bauen gekonnt Spannung auf, ehe die Reise ins Dune-Universum beginnt. Hervorheben möchte ich das einprägsame “Wüsten-Riff” in den Strophen, welches eine orientalische Stimmung verbreitet – ich wähne mich in der Tat auf kochend heißem Sand, zerfließe und bekomme spontan einen riesigen Durst (ich bin halt ein Dezember-Kind). Es folgt der – mutmaßlich – “problematische” Part: Der Pre-Chorus ist wohl für die meisten Metaller, die sich nicht nur in extremen Gefilden bewegen, gut verdaulich. Der Refrain ist ziemlich süßlich, cheesy, sucht es euch aus. Aber, und nun kommt der entscheidende Punkt: Er packt den Zuhörer nach einigen Durchläufen und bleibt dauerhaft im Gehörgang, ohne dabei Schmerzen zu verursachen, versteht sich. Nicht zuletzt für Euro Power Metal-Fans wie meinen Epic Metal Blog-Kollegen Tim zweifellos ein ganz großes Fest! Letztendlich, wie so oft, jedoch in erster Linie Geschmackssache. Objektiv betrachtet kann man auf jeden Fall festhalten, dass “Prophecies carved in Sand” ein sehr abwechslungsreicher Track ist, der zu keiner Sekunde langweilt und tonnenweise positive Vibes beinhaltet. Don’t Drop The Sword haben darin eine Vielzahl an guten Ideen verarbeitet und in ihrer Sparte abermals ein Ausrufezeichen gesetzt. Wer sich an der großen Nähe zu Blind Guardian nicht stört und eine sympathische, talentierte Underground-Truppe supporten möchte, sollte definitiv ein Ohr riskieren.
Ein Kommentar zu „Review: Don’t Drop The Sword – Prophecies carved in Sand“