Megaton Sword gehören zu den absoluten Lieblingsbands der meisten Epic Metal Blog-Redaktionsmitglieder. Daher freuen wir uns sehr, euch heute ein Interview mit der Epic Heavy Metal-Band aus der Schweiz – bzw. Niralet – auf unserem Blog präsentieren zu können. Zu Wort standen uns Dan Thundersteel (Schlagzeug), Uzzy Unchained (Gesang) und Simon the Sorcerer (Bass). Freut euch auf ein informatives und unterhaltsames Gespräch mit echten Nerds.
Blaze Breeg: Grüßt euch, herzlichen Dank für eure Zeit! Ich beginne mit der derzeit wichtigsten Frage: Wie geht es euch?
Thundersteel: Hallo aus Niralet. Sehr gerne. Danke dir, für das Interview. Uns geht es soweit gut. Ich hoffe dir auch?
Ja, zum Glück. Dank vieler erstklassiger Platten in diesem Jahr ist es auszuhalten.
Thundersteel: Corona hat natürlich auch nicht vor den Toren Niralets Halt gemacht, somit ist das Virus auch bei uns allgegenwärtig. Glücklicherweise ist niemand von uns daran erkrankt. Ein Lichtblick war, dass wir unsere Plattentaufe Ende November, wenn auch unter gewissen Sicherheitsmaßnahmen, effektiv durchziehen konnten. Die Vorbereitungen auf die Show und der Release des Albums kurz zuvor haben uns irgendwie bei Sinnen gehalten. Wir sind hungrig, die neuen Songs auf der Bühne zu präsentieren und hoffen, dies nächstes Jahr öfters tun zu können.

Meine Kollegen und ich hätten euch eigentlich am 4./5.12. in der Posthalle Würzburg live auf der Bühne gesehen, aber daraus wird nun Corona-bedingt leider nichts. Ich nehme an, ein Auftritt vor Atlantean Kodex hätte sicherlich auch zu euren Jahreshighlights gezählt, oder?
Thundersteel: Neben dem Release des Albums wäre das für uns definitiv das Highlight des Jahres gewesen. Atlantean Kodex sind eine große Inspiration für uns und mit ihnen die Bühne zu teilen, wäre ein wahr gewordener Traum gewesen. Ich schätze, das wäre zudem die größte Bühne gewesen, auf welcher wir als Musiker je gestanden hätten. Ein großes Dankeschön an Oli und sein Team, dass sie es wenigstens versucht haben, in diesen schwierigen Zeiten etwas auf die Beine zu stellen. Fast hätte es geklappt… Auf der anderen Seite ist die Vorfreude die schönste Freude, somit hoffen wir natürlich, dass die Shows nächstes Jahr nachgeholt werden und ihr dann in den Genuss der Niralt’schen Epicness kommt.
Wir sind diesbezüglich einfach mal zuversichtlich! Es gibt vielleicht immer noch ein paar Leser, die euch nicht so gut kennen. Könnt ihr uns etwas über eure bisherige Bandgeschichte erzählen? Und wie seid ihr auf den – natürlich enorm epischen – Namen Megaton Sword gekommen? Was bedeutet er?
Thundersteel: Schuld, dass nun eine weitere Band die Botschaft des Epischen Heavy Metal in der Welt verkündet, sind Obituary.
Wer sonst?!
Thundersteel: Wir kennen uns alle schon länger und haben zum Teil auch schon miteinander Musik gemacht oder zusammen Gigs gespielt mit unseren anderen Bands. Im August 2017 waren Simon, ich und Uzzy jedenfalls zusammen bei einer Obituary-Show in Zürich, wo wir den ganzen Abend über Metal philosophiert und Unmengen an viel zu teurem Gerstensaft vertilgt haben.

Ach, ein Traum…
Thundersteel: Irgendwann kam der Zeitpunkt, wo wir eine Bier-induzierte transzendentale Ebene erreichten und wir beschlossen, dass es zu wenige neue Epic Metal Bands gibt und wir eine gründen müssen. Der Plan war anfangs, nur ein bisschen Bier zu trinken und nebenbei einige Manowar– und Priest-Klassiker zu covern. Nun fehlte noch ein Gitarrist und so überredete Simon kurzerhand seinen Kumpel Chris, mit welchem er schon in einer anderen Band zusammen spielte und welcher von Epic Metal bis dahin soweit weg war wie Gorgoroth von Stryper. Nach einer ersten gemeinsamen Probe konnten wir ihn aber bekehren und er ist direkt fest eingestiegen. Kurz darauf merkte Simon, dass in ihm etwa 1000 geile Epic Metal-Songs schlummern, also sind wir das Ganze ein bisschen ernster angegangen und haben angefangen, seine Songideen auszuarbeiten. Danach ging es Schlag auf Schlag. Ein erstes Konzert zusammen mit unseren Helden Overkill, der Release von Niralet und schon standen wir wieder im Studio, um Blood Hails Steel – Steel Hails Fire einzuhämmern. Das »Megaton Sword« ist das riesige Bergmassiv, welches sich durch Niralet zieht und das Cover der EP ziert. Der Name kam ähnlich zustande wie die Band selbst. Ich und Uzzy standen mit ein paar Kollegen schon mächtig beschwipst nach einer Naglfar-Show im Treppenhaus der gleichen Venue, wo wir ein halbes Jahr zuvor Obituary gesehen haben rum und haben über mögliche Bandnamen diskutiert. Uzzy meinte dann irgendwann lallend, dass vielleicht Megaton Sword noch eine gute Idee wäre. Ich bin fast erstarrt vor Epicness und wusste, that’s it! Unter diesem Banner tragen wir fortan die Message von Niralet um die Welt.

Definitiv eine gute Wahl! Kommen wir zur eurem ersten Longplayer, den du gerade bereits angesprochen hast: Blood Hails Steel – Steel Hails Fire. Fast die gesamte Epic Metal Blog-Redaktion liebt die Scheibe sehr. Meine erste Frage betrifft die Optik: Wie schon bei eurer EP Niralet hat euch Adam Burke ein umwerfendes Cover angefertigt. Wie ist der Kontakt zu ihm zustande gekommen? Habt ihr Burke Vorgaben gemacht oder bereits bestehende Kunstwerke ausgewählt?
Thundersteel: Herzlichen Dank! Das freut uns zu hören. Die Artworks sind wirklich atemberaubend. Adam hat fantastische Arbeit geleistet und unsere Konzepte genial umgesetzt. Der Kontakt kam durch mich zustande. Er hat bereits das Artwork für das letzte Album meiner Black Metal-Kombo gemacht und ich war so begeistert von seiner unkomplizierten Art und dem fertigen Artwork, dass für mich eigentlich von Anfang an klar war, dass wir ihn auch für Megaton Sword anfragen. Seine elaboraten Bildwelten passen zudem wie die Faust aufs Auge zu unserer Musik und der phantastischen lyrischen Welt dahinter. Adam ist echt ein Freak, im positiven Sinne. Ein wahrer Künstler. Ja, wir haben für beide Artworks selbst (ziemlich dilettantische) Skizzen angefertigt und Uzzy hat diesmal auch ziemlich detaillierte Vorgaben erarbeitet, die Burke perfekt umgesetzt hat. Natürlich lassen wir ihm auch einen gewissen Rahmen an künstlerischer Freiheit, was Details und Farbgebung betrifft. Die Zusammenarbeit in dieser Form hat sich jedenfalls als sehr effizient und zielführend erwiesen. Gut möglich also, dass es auch noch weitere Tonträger von uns geben wird, die durch ihn veredelt werden.
Das freut mich zu hören! Bemerkenswert ist auch euer lyrisches Konzept. Erzählt uns bitte ein wenig von der Welt, die ihr auf euren Platten geschaffen habt. Welche Schriftsteller, Filme oder Serien haben euch dabei besonders beeinflusst? Steht ihr generell allesamt auf Fantasy, auch jenseits der Band?
Unchained: Niralet ist ein Kontinent auf dem Planeten Xarkahar. Als ich begann, am Gesang für die Niralet-EP zu schreiben, dachte ich mir, dass die ganze Sache viel spaßiger und künstlerisch weniger einschränkend würde, wenn die lyrischen Geschichten in unserer eigenen Welt spielten. Deshalb schuf ich kurzerhand Niralet, wo Bier vom Bergmassiv des Schwerts stürzt und in mächtigen Flüssen zum Meer strömt.
Als ich begann, am Gesang für die Niralet-EP zu schreiben, dachte ich mir, dass die ganze Sache viel spaßiger und künstlerisch weniger einschränkend würde, wenn die lyrischen Geschichten in unserer eigenen Welt spielten. Deshalb schuf ich kurzerhand Niralet, wo Bier vom Bergmassiv des Schwerts stürzt und in mächtigen Flüssen zum Meer strömt.
Prost!
Da muss ich nach dieser Pandemie auch mal hin…
Unchained: Die Region um das Schwert ist die Heimat der Biergeborenen (Neekog), welche ihren Nachwuchs alljährlich während des Rauschrituals an den Ufern des heiligen Gebers ausspeien. Man sollte sich jedoch nicht zu sehr von diesen idyllischen Seiten Niralets täuschen lassen. Die Neekog – wie auch alle anderen Spezies, welche Niralet bevölkern – gieren nach Macht und spätestens seit der Invasion Naelles ist das Herrschaftsgebiet der Neekog’schen Liga Schauplatz erbarmungsloser Schlachten. Blut tränkt die Erde, Liebe durchströmt die Herzen. Es ist ein Ort der großen Gefühle und der noch größeren Tragödien. Bei der Schöpfung dieser Welt war es mir wichtig, frei zu sein. Vorbilder denen ich nacheifern wollte, gab es nicht. Aber natürlich habe ich eine Menge Fantasy gelesen und wenn man sich in diesem Genre bewegt, ist man zwangsläufig Teil einer literarischen Tradition. Deswegen aber jeden Einfall zu hinterfragen und zurückzuverfolgen, wovon der wohl inspiriert sein könnte, liegt mir fern. Es interessiert mich nicht wirklich. Jenseits der Band sind wir sicher alle etwas nerdig unterwegs, doch die Musik ist für uns wohl mit Abstand am wichtigsten und darum geht es auch bei Megaton Sword in erster Linie.
Welche Songs auf Blood Hails Steel – Steel Hails Fire zählt ihr selbst zu den Glanzlichtern? Oder betrachtet ihr die Scheibe in erster Linie als Gesamtkunstwerk, bei welcher es keinen Sinn macht, einzelne Tracks hervorzuheben?
Sorcerer: Die offensichtlichsten Hits sind natürlich die drei vorab veröffentlichten Singles, also »Songs of Victory«, »Wastrels« und »Verene«. Das bestätigen auch die vielen Rückmeldungen. Meine drei Lieblingssongs sind jedoch »Crimson River«, »In the Black of Night« und der Titeltrack.
Bei dem es sich um eines meiner Jahreshighlights handelt – wie man am Wochenende in einem neuen Beitrag auf unserem Blog sehen kann.
Sorcerer: Ich denke, dass das Songmaterial sehr vielfältig und abwechslungsreich ist (was uns immens wichtig ist), und deshalb jeder so seine eigenen Favoriten hat.
Inzwischen sind zahlreiche Reviews erschienen. Wie beurteilt ihr das Feedback, das ihr bis dato erhalten habt? Gab es auch eine Rezension, über die ihr ein wenig schmunzeln musstet? Oder gehört ihr zu den Künstlern, die sich so etwas gar nicht erst durchlesen?
Thundersteel: Das Feedback ist überwältigend! Wir haben natürlich gehofft, dass die Scheibe im Metal Underground gut ankommt, aber in diesem Ausmaß hätten wir das nicht erwartet. Doch, wir interessieren uns sehr dafür. Ich und Simon kennen wohl fast jede Silbe, die im Internet über uns geschrieben wurde. Das Feedback ist fast durch die Bank positiv und die Reviews meist fair und sachlich geschrieben. Es gibt natürlich auch eine paar negative Rezensionen, aber damit muss man als Künstler umgehen können. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und das ist gut so. Es ist jedenfalls spannend, wie der Gesang und unsere eher Riff-lastige musikalische Ausrichtung die Gemüter spalten. Ich denke, wir sind ein Love-it-or-hate-it Ding, was wir als Erfolg unsererseits erachten. So wird wenigstens über uns diskutiert. Es gibt nichts Langweiligeres als glattpolierte, makellose Bands, wie sie seit Jahren zuhauf durch die Metalszene geistern.
Ich denke, wir sind ein Love-it-or-hate-it Ding, was wir als Erfolg unsererseits erachten. So wird wenigstens über uns diskutiert. Es gibt nichts Langweiligeres als glattpolierte, makellose Bands, wie sie seit Jahren zuhauf durch die Metalszene geistern.
Thundersteel
Du sprichst mir aus dem Herzen! Wie würdet ihr eigentlich den Begriff »Epic Metal« definieren? Und gehört Megaton Sword eurer Meinung nach überhaupt zu diesem Genre? Falls nein: Welches Etikett würdet ihr bevorzugen?
Sorcerer: Ja, das ist so eine Sache mit dem Terminus »Epic«. Momentan wird er vielleicht ein bisschen inflationär verwendet, es gibt zahlreiche Bands, die ich selber nicht diesem Sub-Genre zuordnen würde, v.a. Bands aus dem Doom-Sektor. Auch wir spielen längstens nicht 100 Prozent lupenreinen Epic Metal, dafür haben wir zu viele Saxon– oder Accept-lastige Riffs. Deswegen setzen wir gerne ein »Heavy« zwischen den »Epic Metal«, also Heavy Metal mit epischen Elementen, was es meiner Meinung nach am besten trifft. Aber ich kann auch mit den Begriffen »True Metal« oder »Power Metal« leben.
Auf welchen Festivals würdet ihr denn gerne einmal spielen?
Thundersteel: Das wird die einen vielleicht vor den Kopf stoßen, aber ich würde ganz gerne mal am Wacken Open Air spielen und die Leute mit unseren Songs und einer fetten Stageshow bekehren. Mal auf dem Keep It True zu spielen rangiert aber natürlich auch hoch in meiner Wunschliste.
Sorcerer: Auf jeden Fall auf dem Keep It True, das ist halt schon irgendwie der Grandfather of True Heavy Metal Festivals. Aber natürlich habe ich Bock auf alle möglichen einschlägigen Festivals wie z.B. Up the Hammers, Hell over Hammaburg, Frost and Fire, Muskelrock usw. Die Liste an coolen Festivals ist (oder war?) ja fast endlos.
In diesem Jahr sind sehr viele starke Platten erschienen. Welche Releases haben euch begeistert? Meine Top 3 besteht aus euch, Possessed Steel und Dexter Ward.
Thundersteel: Yeah, danke! Da sind wir ja in guter Kompanie. Die neue Possessed Steel-Scheibe finde ich auch sehr stark und wird wohl unter meinen Jahres-Top 5 landen, wo sich auch die großartigen neuen Scheiben von Hällas, Hittman, Wytch Hazel und Elder tummeln.
Sorcerer: Das einzige 10-Punkte-Metal-Album dieses Jahr kommt meiner Meinung nach von Psychotic Waltz. Aber natürlich gab es noch unzählige andere Highlights. Um bei den Megaton-ähnlich gelagerten Bands zu bleiben, gehören wohl die neuen Werke von Cirith Ungol, Sacred Outcry, Dark Forest, Spell und Hällas zu meinen Top 5-Kandidaten.
Ich schließe mit einer Frage, die für einen Epic Metal Blog natürlich ganz wichtig ist: Manilla Road oder Manowar?
Sorcerer: Ich finde man kann die beiden Bands nicht miteinander vergleichen und ich liebe beide. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, dann Manowar, sie haben einfach die besseren Songs (zumindest bis The Triumph of Steel).
Thundersteel: Das ist mal eine echt schwierige Frage…Ich schließe mich wohl aber auch Simon an und sage Manowar. Die ersten vier Manowar-Scheiben gehören für mich zum heiligen Gral des Heavy Metal und die Band begleitet mich schon seit ich in der 5. Klasse war.
Noch einmal: Danke für das Gespräch und bleibt gesund! Hoffentlich sehen wir uns bald in der Posthalle, um die Party nachzuholen.
Sorcerer: Ja, das hoffen wir doch auch. Ebenfalls vielen Dank für das Interview und euer Interesse. bleibt Gesund. To Niralet we ride!
