Release: 16.04.2021
Jeder Metal-Fan, der sich in seinem Leben zumindest rudimentär mit der glorreichen New Wave of British Heavy Metal befasst hat, kennt Tokyo Blade. Daher ist es an dieser Stelle gar nicht notwendig, die Truppe aus Salisbury, Wiltshire, näher vorzustellen. Selbiges gilt für die ersten beiden Longplayer der Japan-Freunde, das selbstbetitelte Debüt (1983) sowie den Nachfolger Night of the Blade (1984), die man zurecht als unsterbliche Genre-Klassiker einstufen darf.
Auch wenn uns das Frühwerk bereits in zahlreichen unterschiedlichen Formaten und Versionen vorliegt, lässt ein High Roller Records-Re-Release auf Vinyl stets aufhorchen – man denke nur an die mit viel Liebe zum Detail angefertigten Neuausgaben von Blitzkriegs A Time of Changes oder Manilla Roads The Courts of Chaos, die wir erst kürzlich auf diesem Blog unter die Lupe genommen haben. Night of the Blade, im Jahr 1984 ursprünglich bei Roadrunner Records erschienen, enthält einige Nummern, die bis zum heutigen Tage zum Live-Repertoire der Band zählen: Auf dem Trveheim Festival 2019 gab es zum Beispiel den Opener “Someone to Love”, den Titeltrack, “Warrior of the Rising Sun” sowie “Dead of the Night” zu bestaunen. Darauf hätte ich jetzt gerade auch Bock…
Eingespielt wurde Night of the Blade vom folgenden Line-up: Andy Boulton, John Wiggins (beide Gitarre), Andy Wrighton (Bass) und Steve Pierce (Schlagzeug). Am Mikrofon wirkte nicht mehr Alan Marsh, der noch Tokyo Blade eingesungen hatte und auch heute (wieder) als Frontmann aktiv ist, sondern Vic Wright, der die Band bereits zwei Jahre später wieder verlassen sollte. Zu dieser Personalie folgt mehr im bald folgenden Review über The Night Before, der “Original-Version” des vorliegenden Albums, eingesungen von – viele von euch werden es wissen oder an dieser Stelle zumindest ahnen – Alan Marsh.
Zu hören gibt es zahlreiche, mitreißende, schon beinahe verboten eingängige NWOBHM-Hymnen, die bei aller metallischen Grundhärte so luftig daherkommen, dass sie einen perfekten Soundtrack für die aktuelle Jahreszeit darstellen. Es ist wohl kaum möglich, den acht Tracks ohne Dauergrinsen zu lauschen – es sei denn, man ist Alan Marsh-Diehard, der mit dessen Nachfolger aus Prinzip nichts anfangen kann/möchte. Die ausgesprochen massentauglichen Vocals von Vic Wright verbreiten vor allem Hardrock-Vibes, die auch bei jeder Glam-Kapelle vom Sunset Strip hervorragend passen würden – und das ist absolut nicht abwertend gemeint. Highlight sind natürlich die genretypischen, durch und durch britischen, Gitarrenmelodien, die uns bereits nach wenigen Sekunden in die glorreichen 80er Jahren entführen. Die Frage, warum Tokyo Blade nie so groß geworden sind wie zum Beispiel eine bestimmte Formation aus Ost-London, kennt mutmaßlich viele Antworten, die nicht im musikalischen Bereich zu suchen sind. Die hochtalentierten Jungs hatten reichlich (potenzielle) Hits im Köcher, die auch nach fast 40 Jahren zünden. Vielleicht muss man konstatieren, dass am Ende des Tages einfach ein Rod Smallwood fehlte…
Was hat nun der High Roller Records-Re-Release zu bieten? Dank des Masterings von Patrick W. Engel in erster Linie einen großarigen Sound, der zweifellos auch einen Kaufanreiz für Alt-Fans darstellt, die Night of the Blade bereits in ihrem Schrank stehen haben. Da ich nicht alle Versionen der Scheibe kenne, kann ich nicht wirklich beurteilen, ob sie jemals “besser” geklungen hat – ich denke jedoch, das vorliegende Mastering ist kaum zu toppen. Darüber hinaus ist die – wie immer – hochwertige Aufmachung zu nennen, die jeden NWOBHM-affinen Vinyl-Liebhaber mit dem Bestellbutton flirten lassen dürfte. Es steht außer Frage, dass es für die letztgenannte Gruppe eine klare Kaufempfehlung gibt. Hört mehr Tokyo Blade!

Ein Kommentar zu „Review: Tokyo Blade – Night of the Blade (HRR Re-Release)“