Review: is LOVE alive? – Second to None

Release: 18.10.2020

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Das sagte schon meine Urgroßmutter – und damit lag sie gar nicht so verkehrt, auch wenn der Blick über den Tellerrand zweifellos essenziell ist. Wer unseren Blog schon eine Weile verfolgt, weiß, dass es bei uns immer wieder Platz für “Exoten” gibt, die nicht aus den klassischen Metalländern stammen und aus unserer Sicht besonders spannende Musik machen. Ab und zu befinden sich die Perlen jedoch direkt vor der Haustür. Die Doom-Formation is LOVE alive? stammt aus Bergkamen, gut 20 Kilometer im Nordosten Dortmunds gelegen. Obwohl sie bereits seit 2009 aktiv ist, bin ich erst dank Benjamin Homberger auf sie aufmerksam geworden, da er sie im Rahmen des Interviews mit Aidan und mir wärmstens empfohlen hat. Und damit hat der Wheel-Gitarrist Geschmack bewiesen.

is LOVE alive? gibt auf Bandcamp an, von Genre-Größen wie Black Sabbath, Saint Vitus, Trouble und Pentagram inspiriert zu sein. Auf Second to None, erschienen im November des vergangenen Jahres, dominiert demnach traditioneller Doom. Etwas weniger traditionell ist (immer noch) der Umstand, dass die neun Songs von einer Frau am Mikro zum Besten gegeben werden: Anne Brandenburg beweist einmal mehr, dass weibliche Vocals und harte, schwere Doom-Töne exzellent miteinander harmonieren. Es ist mir wirklich ein Rätsel, warum nicht mehr Bands auf diese Kombination setzen – man denke in diesem Zusammenhang nur an die letzten großartigen Werke von Stygian Crown und Flame, Dear Flame. Anne hat eine recht tiefe, ungemein ausdrucksstarke Stimme, die in den gut 50 Minuten für allerlei Gänsehautmomente sorgt. Leider ist sie – wie im Übrigen auch Gitarrist Felix Kramer und Schlagzeuger Falko Bröggelwirth – aktuell nicht mehr an Bord und von Stefan Hülsing ersetzt worden, der interessanterweise auch ihr Vorgänger war und bereits ein Demo und eine Split eingesungen hat.

Aber es wäre natürlich ohnehin viel zu kurz gegriffen, die Bergkamener auf die Vocals zu reduzieren. Second to None besticht nämlich in erster Linie duch ein starkes, abwechslungsreiches Songwriting, das auch für künftige Releases einiges verspricht. Allen voran die Tempowechsel gefallen mir ausgesprochen gut, weil ich Doom-Bands, die auch mal kräftig nach vorne preschen, dauerhaft einfach mehr abgewinnen kann. Die Basis bilden die klassischen Riffs von Bandkopf Tom Pieper, die von feinen Leads seines damaligen Mitstreiters Felix ergänzt werden. Auch auf dieser Ebene weiß die Scheibe zu gefallen!

Es ist schwierig, einen Favoriten zu benennen. Es liegt auf der Hand, dass wir es hier mit einem Release zu tun haben, der in Gänze genossen werden möchte. Wenn man mich zwingt, würde ich “Social Jetlag” hervorheben, aber auch die kurze, gefühlvolle Piano-Ballade “Untouchable” lässt mich gewiss nicht kalt. Wer diese beiden Nummern direkt nacheinander hört, bekommt einen guten ersten Eindruck vom Facettenreichtum, der Second to None auszeichnet.

Fazit: is LOVE alive? ist eine Doom-Band, die jeder Genre-Fan kennen sollte. Second to None ist ein besonderes, intensives Album, das mitunter etwas sperrig ist, aber gerade dadurch nachhaltig begeistern kann. Es ist keine Musik, die man nebenbei im Homeoffice oder beim Sport konsumieren kann – nehmt euch daher unbedingt Zeit, ihr werdet es definitiv nicht bereuen!

Conclusion: is LOVE alive? is a doom band that every genre fan should know. Second to None is a special, intense album, which is sometimes a bit difficult to access, but just because of that can fascinate for a long time. It is not music that you can consume on the side in the home office or during sports – so make sure you take your time, you definitely won’t regret it!

Performance: 85%
Songwriting: 85%
Creativity: 82%
Variety: 87%
Entertainment: 90%

OVERALL: 86%

Ein Kommentar zu „Review: is LOVE alive? – Second to None

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