Review: Tentation – Le berceau des dieux

Release: 24/09/2021

Ich muss zugeben, dass ich kein Experte für französischen Metal bin: Im letzten Jahr begeisterten mich Meurtrières, in diesem Jahr konnten Herzel überzeugen – und Hürlement kommen ebenfalls in meinem Musikuniversum vor. Danach wird es aber schon recht dünn, wenn es um jüngere Bands aus unserem Nachbarland geht. Tentation erweitern demnach meinen Horizont gleich signifikant: Das Quartett aus Torreilles musiziert seit 2012 und hat bislang eine EP, zwei Singles und ein Album herausgebracht. Um das letztgenannte Werk, Le berceau des dieux (zu Deutsch: Die Wiege der Götter), geht es in diesem Review.

Tentation servieren uns klassischen Metal, der die glorreichen 1980er Jahre in einem zeitgemäßen Soundgewand hochleben lässt. Dass wir gleich im Opener “L’Exode” ein kurzes Maiden-Ohoh hören, passt daher hervorragend ins Bild. Das Songwriting ist vor diesem Hintergrund sicherlich nicht ausgesprochen kreativ, allerdings bewegen sich die Franzosen hier trotzdem auf einem ziemlich hohen Niveau, mit dem sie sich nachdrücklich für renommierte Underground-Festivals wie das Keep it True oder auch Up the Hammers anbieten. Ich bin mir sicher, dass ein Großteil der dort anwesenden Fans viel Spaß mit Tentation haben würden, zumal Parallelen zu den kultigen Landsmännern Sortilège unverkennbar sind.

Besonders gut gefällt mir im Allgemeinen die Gitarrenarbeit: Sowohl das Riffing als auch die Leads lösen in mir die Feierstimmung aus, die ich mir von einer Platte wie Le berceau des dieux erhoffe. Die Vocals reißen mich offen gestanden nicht so mit – Darquos ist ein prima Sänger, überragend ist sein Vortrag jedoch nicht. An dieser Stelle gilt wohl: “Geschmackssache”, ich hätte es einfach gerne etwas kraftvoller bzw. kerniger. Eine kleine Schwachstelle ist der Umstand, dass Tentation zwar enorm spielfreudig sind und ihre Instrumente allesamt exzellent beherrschen, aber nur recht wenige wirklich einprägsame Momente kreieren. Das abschließende, nach vorne preschende “Heavy Metal” klammere ich mal aus, das ist ein echter Gassenhauer – wer hier nicht die Fäuste reckt, steht wohl eher auf Jazz.

Fazit: Le berceau des dieux ist im Ganzen gesehen kein perfektes, aber ein gutes Heavy Metal-Album, das sicherlich zu den besseren 2021er-Releases in diesem Genre zählt. Da dort aber dermaßen viele ähnlich klingende Platten erscheinen, stellt sich die Frage, ob es Tentation gelingt, aus der Masse herauszuragen. Vielleicht trägt die Sprache dazu bei, vielleicht ist sie aber auch ein Hindernis… Von mir gibt es auf jeden Fall die Empfehlung, dem Album ein paar Durchläufe zu gönnen, Fans des klassischen Stahls machen hier gewiss nichts falsch. Ich schließe es auch nicht aus, dass mancher von euch die magischen Passagen entdeckt, die ich noch nicht aufspüren konnte…

Conclusion: On the whole, Le berceau des dieux is not perfect, but it is a good heavy metal album that is certainly one of the better 2021 releases in this genre. However, with so many similar sounding records appearing there, the question is whether Tentation will succeed in standing out from the crowd. Maybe the language contributes to this, but maybe it is also an obstacle… In any case, I recommend giving the album a few listens, fans of classic steel certainly won’t go wrong here. I also don’t rule out that some of you will discover the magical passages that I haven’t been able to find yet…

Performance: 80%
Songwriting: 75%
Creativity: 75%
Variety: 75%
Entertainment: 80%

OVERALL: 77%

Ein Kommentar zu „Review: Tentation – Le berceau des dieux

  1. Das Album wird nun erarbeitet. Ich mag französisch sprachige Metalbands. Schon in den 80ern mit Vulcain oder H-Bomb fiel mir auf das Fransösisch einfach gut zum Metal passt. Ähnlich wie Spanisch (Terra Santa).
    Nach langer Zeit (zu langer) treten 2021 gleich zwei Bands an um mein Metalherz zu erobern. HERZEL und TENTATION. Auch das jeweilige Artwork schreit förmlich nach Vinyl. Es wird auch Zeit dass der französische Ruf des Metals aus dem BM rausgeholt wird. “Heavy Metal” …
    .>>Les soirs de week-end
    Bardées de noir
    Les hordes se déchaînes
    Sur les trottoirs<

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