Im Rahmen unseres Thorshammer Specials schauen wir heute (mal wieder) nach Bayern: Wir unterhielten uns nämlich mit Kevin, Sänger der großartigen Pagan Metal-Band Thorondir. Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen.

André: Kevin, vielen Dank, dass du dir Zeit für unseren Blog nimmst. Wie geht es dir?
Kevin: Hi, sehr gut. Nur ein bisschen kaputt vom vergangenen Wochenende. Wir hatten am 16.9. einen Gig in Dresden mit Totenlegion und am nächsten Tag ging es gleich weiter nach Würzburg zur Rudelgedudel-Tour, u. a. mit Vera Lux, Tales of Ratatösk und Dvalin.
Welche Platte hast du vor der Beantwortung meiner Fragen zuletzt gehört?
The Agony & Ecstasy of Watain von Watain. Seit ihrem Auftritt auf dem diesjährigen Wolfszeit Festival bin ich irgendwie in deren Bann gezogen worden. Deren Show ist einfach atemberaubend und faszinierend.
Welches Album, das in diesem Jahr erschienen ist, hat dich bislang ganz besonders begeistert?
[lacht] Ich kann bei dieser Frage kaum was zur vorherigen Antwort hinzufügen.
Kommen wir zu deiner Band: In diesem Jahr habt ihr euren 15. Geburtstag gefeiert. Erzähle doch unseren Lesern einmal ein bisschen etwas über die Geschichte von Thorondir.
Nun ja, wir fingen damals als noch sehr junge Truppe an, zuerst in einem Keller unseres Drummers Alex. Irgendwann haben wir uns dann auf dem Dachboden unseres Gitarristen Dominik eingenistet. Begonnen haben wir dann erstmal mit Cover-Songs von Ensiferum, Equilibrium und Amon Amarth, bis wir dann mit eigenen Songs anfingen. Wir wollten mehr und da musste natürlich auch ein passender Bandraum her. So zogen wir in ein altes Gutsherrenhaus. Das war schon irgendwie sehr mystisch, in den alten Gemäuern eigene Songs zu schreiben. Die selbst geschriebenen Songs wollten wir dann natürlich auch auf Platte haben und nahmen in einem ansässigen Studio unsere erste Scheibe auf, die wir dann auch gleich an einige Plattenfirmen verschickten. Und so kam es, dass CCP Records uns unter Vertrag nahm und wir veröffentlichten dann 2009 unser erstes Album Düsterwald. Wir hatten so viele Ideen, weshalb wir dann auch 2010 wieder ins Studio zu Victor Bullok, auch bekannt als V. Santura, Gitarrist von Dark Fortress, gingen und nahmen unser zweites Album Aus jenen Tagen auf, das wir dann 2011 erneut über CCP Records veröffentlichten. Leider hatten wir dann aufgrund von Arbeit und Weiterbildungen kaum zeitlichen Freiraum für Thorondir und mussten eine kleine Schaffenspause einlegen. Wir waren zwar nicht weg und konnten auch hin und wieder live auftreten, aber unser drittes Album ließ somit schon lange auf sich warten. 2017 kamen wir dann mit Trollzorn ins Gespräch und konnten auch dort unter Vertrag genommen werden. Unsere dritte Scheibe Des Wandrers Mär konnte dann 2019 endlich das Licht der Welt erblicken. [lacht] Mittlerweile sind wir natürlich beruflich endlich alle gefestigt und es steht somit Thorondir nichts mehr im Wege und wir können auch wieder viele Auftritte absolvieren, denn wir haben mega Bock mit unserem Publikum zu feiern und unsere Songs unters Volk zu mischen. Das vierte Album ist natürlich derzeit auch in Arbeit.
Was war in all diesen Jahren euer schönstes Erlebnis als Band?
Es gibt eigentlich nichts Spezifisches, denn alles, was wir zusammen und auch mit unserem Publikum erleben, ist so einzigartig und auch oft sehr lustig. Aber was das tatsächlich Schönste war oder ist, ist der Zusammenhalt unserer Band! Wir sind seit fast 15 Jahren immer noch die gleiche Besetzung.
Welche Bands haben dich als Musiker am meisten beeinflusst?
Ensiferum, Equilibrium, Amon Amarth und Wintersun.
Vor knapp dreieinhalb Jahren erschien euer letztes Studioalbum Des Wandrers Mär, das du gerade schon angesprochen hast und das mir sehr gut gefällt. Wie blickst du heute auf diese Scheibe zurück? Und wie ist eigentlich das Feedback ausgefallen?
Die Produktion ging leider sehr schleppend, was wir jetzt auf jeden Fall anders machen würden. Ich höre sie tatsächlich auch immer wieder mal gerne an. Was mich sehr stolz bei dieser Scheibe macht, ist das sehr gelungene Coverartwork von Jan Yrlund, der unter anderem auch die Cover von Korpiklaani entworfen hat. Das Feedback ist zum Großteil sehr positiv ausgefallen.
Wie wichtig sind dir die Lyrics? Meiner Meinung nach sind sie gerade im Pagan Metal ein essenzieller Bestandteil, der viel zur Atmosphäre beiträgt.
Wenn ich oft andere Bands so anhöre, höre ich nicht immer auf deren Texte. Bestes Beispiel ist hier Finntroll. Gäbe es keinen Übersetzer, dann würde ich wahrscheinlich nie erfahren, um was es in deren Lyrics überhaupt geht. [lacht] Es kommt schon immer auf die Atmosphäre der Songs an, die sie vermitteln. Bei Thorondir sind mir die Texte natürlich sehr wichtig. Ich versuche hier sehr oft, meine Gedanken, Gefühle oder auch meine Stimmung in meiner Fantasiewelt mit der nordischen Mythologie zu verbinden.
Am Wochenende steht das Thorshammer Festival an – ich bin mir sicher, dass euer Auftritt zu den Highlights an diesem Wochenende zählen wird. Ich nehme an, ihr freut euch auch bereits sehr auf diese Show…
Das freut uns natürlich sehr, so etwas zu hören. Wir freuen uns natürlich auf jeden Auftritt, egal ob große Bühne oder sehr kleine. Es ist uns immer ein Fest, die Bühne zu rocken.
Zu welchen Bands, die in Suhl auf der Bühne stehen werden, habt ihr den engsten Kontakt?
Wir zählen dort sehr viele auftretende Bands zu unseren Freunden, aber den engsten Kontakt haben wir zu Varus aus Bamberg. Mit denen konnten wir schon einige Gigs zusammen absolvieren und halten auch privat immer mal Kontakt.
Wie schätzt du die heutige Pagan Metal-Szene ein? Was gefällt dir – und was siehst du kritisch?
Durch Serien wie Vikings oder The Last Kingdom bekommt die Pagan Metal-Szene irgendwie wieder einen Aufschwung. Kritisch sehe ich hier eigentlich nichts. Was ich nur sehr schade finde, ist, dass mittlerweile sehr viele gute Bands aus dieser Metal-Richtung nicht mehr existieren, da diese Szene kurzzeitig eine Flaute erleben musste.
Welche Festivals in eurem Bereich magst du besonders gern? Und hast du eventuell einen Geheimtipp für meinen Kollegen Aidan und mich? Wir sind sehr neugierig und reisefreudig…
Als absoluten Geheimtipp kann ich euch das Wolfszeit Festival ans Herz legen. Wir konnten dort selbst schon zweimal auftreten und sind dort immer wieder auch als Besucher anzutreffen. Aber auch das Ragnarök Festival, das Dark Troll Festival und auch das Mead & Greed Festival sind absolute Geheimtipps in dieser Szene und sie unterstützen auch kleinere Bands.
Mal angenommen, ich möchte jemanden für “euer” Genre begeistern? Welche Klassiker-Platten sollte ich deiner Meinung nach empfehlen – abgesehen von euren, natürlich…
Puh… das ist sehr schwer zu beantworten, da ich wirklich sehr viele verschiedene Genres höre. Was ich aber wirklich auf die Schnelle jetzt empfehlen würde, sind alle Alben von Falkenbach und die ersten beiden Alben von Equilibrium.
Bist du eigentlich ein Vinyl-Freak – oder ist dir das Format egal?
Ich finde es megageil, dass Vinyl wieder so beliebt geworden ist. Der Sound ist einfach ein anderer. Aber wenn ich Songs über eine Vinyl hören wollen würde, dann würde ich wirklich eher auf Klassiker wie Black Sabbath, Led Zeppelin oder Rainbow zurückgreifen. Selbst besitze ich leider keine. Seit es das Streaming gibt, höre ich meist zuerst in neue Alben rein und wenn es mir gefällt, dann kaufe ich natürlich die CDs. Ich habe schon gerne ein Album in Form einer CD in meinem Regal stehen.
Wie stehst du zum Thema Streaming?
An sich finde ich das Streaming eine gute Möglichkeit, Musik zu hören. Unter anderem weil ich, wie zuvor schon erwähnt, mir eine Kostprobe vorab holen kann. Doch finanzielle Unterstützung erfahren die kleineren Bands hier leider nur sehr wenig.
Letzte Frage: Mal angenommen, du hättest ein riesiges Budget für Live-Shows zur Verfügung. Wie würde dann ein Thorondir-Gig ausschauen?
Wir rüsten momentan etwas auf, um mit unseren Shows noch mehr Eindruck machen zu können, weshalb ich mir tatsächlich derzeit darüber auch Gedanken mache. [lacht] Also, wenn es nach meinen Vorstellungen ginge und es der Geldbeutel erlauben würde, dann würde ich total auf eine ausgeprägte Feuer-Show setzen. Ich liebe Feuer und das käme schon sehr gut an. Den Anfang konnte ich damals schon machen, indem ich zwischen den Songs immer wieder mal Feuerspucken konnte, was aber durch verschärfte gesetzliche Regelungen nicht mehr so einfach ist, ich musste dann damit aufhören. Wer weiß, vielleicht kann ich das alles auch demnächst noch verwirklichen.
Kevin, danke dir noch einmal für das Gespräch. Wir wünschen dir und deinen Jungs viel Spaß beim Thorshammer Festival, Samstag, 19.15 Uhr seid ihr ja an der Reihe. Lasst es ordentlich krachen!