Im März 2021 veröffentlichten wir auf unserem Blog einen Review, in dem wir uns mit Black Revelations Debüt Demon befassten (heute u.a. bei Journey’s End Records erhältlich). Es sollte noch über anderthalb Jahre dauern, ehe wir uns beim Hammer of Doom 2022 das erste Mal live begegneten – spätestens danach war klar: Es wird Zeit für das erste Interview mit der Doom-Band, die mit ihrem DIY-Ansatz den “echten” Underground repräsentiert, in dem nur Trüffelschweine fündig werden. Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen!

André: Seid gegrüßt, danke, dass ihr euch Zeit für uns nehmt. Wie war euer Jahreswechsel? Seid ihr gut ins neue Jahr gekommen?
Vielen Dank erstmal für die Chance, euch ein Interview zu geben und dafür, dass ihr uns damit auch unterstützt. Der Jahreswechsel war eher unspektakulär, es ändert sich ja nur eine Zahl. Wir haben sowohl davor als auch danach direkt fleißig geprobt. Man muss als Doom-Band dann auch die ruhige Zeit nutzen, um noch mehr langsame Musik zu machen.
André: Wie läuft denn eine Silvesterparty bei euch ab? Gibt es auch dann Doom – oder darf es auch mal was anderes sein?
Wir sind zwar eine Doom-Band, aber hören natürlich nicht ausschließlich Doom – und selbst in diesem doch sehr engen Genre hat auch jeder seine eigenen Favoriten und Ausprägungen. Den Silvesterabend haben wir aber (leider) auch nicht als Band gemeinsam verbracht, sondern jeder für sich.
André: Wie war generell das Jahr 2022 für euch als Band?
Ende 2021 hatten wir endlich einen neuen Schlagzeuger gefunden, da unser vorheriger sich ja kurz vor den Aufnahmen zum Debüt-Album, im Frühjahr 2020, davongemacht hat. Sowohl für das Album als auch live hat uns dann der J von Mountain Throne erstmal ausgeholfen. Somit waren wir 2022 mit dem Einarbeiten und Proben eines live-tauglichen Sets beschäftigt. Wir hatten ursprünglich mit einem ersten Gig im Februar/März geplant, daraus wurde dann im Mai das Doom In Bloom Festival in Berlin mit unseren Freunden von Mirror Of Deception und Cardinals Folly. Sozusagen Live-Premiere in vollständigem Line-up. Langsam, aber beständig sind wir seitdem mit dem Songwriting zum zweiten Album beschäftigt und bereiten uns jetzt gerade noch für ein Konzert am 28.01. in Göppingen vor.

André: Wenn wir schon zurückblicken: Welche Alben aus dem letzten Jahr fandet ihr besonders stark?
MK: Für mich gab es 2022 nur wenige neue herausragende Alben. Auf jeden Fall Strange Horizon – Beyond The Strange Horizon, Darkthrone – Astral Fortress – und sonst hält sich 2022 für mich eher in Grenzen. Es kommen doch viele „neue“ Alben in die Sammlung, die bereits 1 bis 30 Jahre alt sind und die man selbst vielleicht erst gerade entdeckt hat. Auf jeden Fall sehr großartig war noch Dusk To Dark mit In Celestial Succession. An anderen neueren Alben oder Bands gehört für mich auf jeden Fall Dold Vorde Ens Navn in die Top 5, auch wenn die EP 2020 und das Album 2021 erschienen sind.
JP: Mir geht es auch so, dass ich eher mal „zufällig“ noch alte Alben oder Klassiker, die bisher immer an mir vorbeigelaufen sind, für mich entdecke. Ich bin derzeit recht wenig auf Konzerten unterwegs und kann mir noch dazu eh kaum merken, was denn wann erschien. Ich habe aber letztes Jahr die Born too late endlich doch für mich entdeckt, nachdem die mir nie was gab. Gilt das auch?
André: Ja, das lassen wir durchgehen – zumal es mich immer freut, wenn jemand dieses Meisterwerk zu schätzen weiß! Mein Kollege Aidan ist noch nicht so weit, aber daran sollte ich vielleicht mal arbeiten…
JP: Als Band für mich entdeckt habe ich Villagers of Ioannina City. Zwar sind die Alben schon älter, aber ich bin erst in der Hammer of Doom-Vorbereitung darauf gestoßen und das läuft jetzt öfter. Aus 2022 bin ich noch bei Old Nick – Ghost o‘ clock hängengeblieben. Das ist aber sehr undoomig. [lacht]
AK: Mir hat die neue Candlemass überraschenderweise ziemlich gut gefallen, während ich die live beim Hammer of Doom leider nicht so überzeugend fand.
MS: Für mich auf jeden Fall Strange Horizon – Beyond the strange horizon, Arkham Witch – Swords against Death, Vortize – Tienes Que Luchar und Dusk To Dark – In Celestial Succession.
André: Wie sieht es aktuell bei euch aus: Können wir bald mit einem neuen Black Revelation-Album rechnen?
Das hoffen wir sehr. Wir sind, wie gesagt, mit Songwriting beschäftigt, aber das ist eben ein langwieriger Prozess. Trotzdem stehen viele Ideen und Demos schon fest und es gibt auch 2 fertig arrangierte Songs, die noch ordentlich Feinschliff brauchen. Allerdings sind wir mit 2 Songs ja schon fast bei einer halben Albumlänge. Gut Doom will eben Weile haben.
André: Wie läuft bei euch eigentlich der Songwriting-Prozess ab?
Da legen wir sehr viel Wert auf die altmodische Art und Weise. Wir treffen uns im Proberaum und jammen sehr, sehr viel und lange und nehmen das auch konstant auf. Wir hören dann später in die Aufnahmen rein und entscheiden gemeinsam, welche Ideen davon ausbaufähig für neue Songs sind. Erst in einem sehr späten Stadium werden die Abläufe als „fertig“ deklariert und dann beibehalten. Manchmal muss man eine Idee auch mal 2 Monate beiseitelegen und dann wieder neu aufgreifen – gerade wenn man ein paar gute Ideen und Riffs hat, aber noch nichts so wirklich zueinandergehören mag. Mit etwas Abstand macht es dann auf einmal “klick” und es entwickelt sich ein organischer Übergang oder man arrangiert eine Idee nochmal spontan um. Das ist aber alles mehr Trial and Error als Reißbrett.
André: Findet ihr es schwierig, euch als junge Band im Underground zu etablieren? Sind die Leute offen genug für neue Künstler?
Wir haben unser Debüt-Album ja ganz bewusst ohne Nennung der Bandmitglieder, der Herkunft oder vorherige Ankündigungen auf den Markt gebracht; auch ganz bewusst ohne Label und Promotion. Wir wollten die Musik für sich allein sprechen lassen und schauen, was passiert. Das Vinyl hat sich dann direkt so gut verkauft, dass eine zweite Auflage davon gemacht wurde (wovon es noch ein paar Exemplare bei uns gibt) und wir dann auch direkt CDs und T-Shirts hergestellt haben. Außerdem durften wir unsere absolute Live-Premiere auch direkt beim legendären Doom over Vienna und kurz danach dann beim Riddle of Steel feiern, was uns extrem gefreut hat. Wir können also alles andere als klagen.
André: Wie ist eigentlich rückblickend betrachtet das Feedback zu eurem Debüt Demon (2020) ausgefallen?
Wie bereits erwähnt, haben wir das ja ganz ohne Promo und große Ankündigung veröffentlicht. Es gab ja nur eine Handvoll Reviews dazu, da wir ja auch kaum was als Werbung verschickt hatten. Trotzdem waren die Reaktionen mehr als positiv. Wir spielen ja eh in einer Nische, die nicht jedermanns Sache ist, daher wurden unsere Erwartungen sowieso deutlich übertroffen.
André: Gehört ihr zu den Musikern, die Reviews aufmerksam lesen? Und falls ja, gab es einen Text über Demon, der euch in Erinnerung geblieben ist?
Aufmerksam lesen ist vielleicht übertrieben, definitiv nimmt man es aber zur Kenntnis. Aber es ist doch immer wieder spannend, was sich manche Schreiber dann ausdenken, egal ob positiv oder negativ gemeint. Einer hat MKs Gesang mit Peter Steele verglichen, ein anderer mit Hansi Kürsch. Das sind schon SEHR steile Thesen. Ansonsten waren wir schon begeistert von den fast durchweg sehr positiven Reviews. Zum Doom over Vienna gab es einen Live-Bericht, der ungefähr folgende Aussage hatte: „Die waren da und hatten Halsketten an und es ging etwas an der Technik kaputt.“ Darunter kann sich dann auch niemand etwas vorstellen und wird der Sache nicht wirklich gerecht, aber ok!
André: Nicht wirklich… Wo informiert ihr euch eigentlich selbst über das aktuelle Geschehen in unserer Szene? Euch würde ich ja vor allem im Deaf Forever-Kosmos verorten.
MK: Ich lese zwar Magazine seit 1995 und bin auch seit der ersten Stunde Deaf Forever-Abonnent, aber das meiste erfährt man heute doch über Facebook, Bandcamp oder durch Empfehlungen auf persönlicher Ebene. Gerade vor Corona waren es doch Konzerte und Festivals, und wenn man dann eine Band mal entdeckt hat, schaut man zwangsläufig nach, was denn die Leute dahinter sonst so musikalisch treiben.
JP: Ich bei MK.
AK: Bei JP.
[Anm.: JP und AK arbeiten auch zusammen und hören dabei Musik.]
MS: Vorwiegend auf YouTube, Bandcamp und Metal Archives.
André: Welche Live-Aktivitäten stehen bei euch 2023 auf dem Programm?
Wir dürfen jetzt am 28.01. erstmal mit unseren Kumpels von Mountain Throne in Göppingen in der legendären Zille spielen. Danach wollen wir Vollgas am neuen Album arbeiten, bevor wir im Mai dann mit Cardinals Folly zusammen eine kurze Tour spielen. Ich denke, dass wir auch nicht viel mehr Zeit für Gigs haben werden, da wir ja das neue Album auch irgendwann aufnehmen und produzieren wollen. Das ist bei uns alles komplett DIY. Gerade wurden wir für Oktober noch für eine Show nach Graz eingeladen. Da wird es bestimmt bald mehr Details zu geben. Schauen wir mal, was noch kommt und wofür wir Zeit finden. Es gibt so die eine oder andere befreundete Band, mit der wir doch vielleicht gerne noch zusammenspielen möchten. Aber das muss ja nicht alles dieses Jahr sein. Doom eben!
André: Letzte Frage: Welches Doom-Album ist euer Allzeit-Favorit?
MK: Dawn Of Winter – In The Valley Of Tears.
JP: Saint Vitus – Die Healing.
AK: Reverend Bizarre – Crush the Insects.
MS: Pagan Altar – Volume One.
André: Tolle Auswahl… hier würde ich wohl am ehesten bei JP und AK sein. Ich danke euch herzlich für das Interview und wünsche euch alles Gute für das Jahr 2023. Auf euer neues Album sind wir bereits sehr gespannt!