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(1) André: Hi Kevin, wie geht es dir? Bist du gut in das neue Jahr gestartet? Hast du „gute Vorsätze“ für 2024?

Kevin: Hi André, ich persönlich kann nicht klagen, danke. Das neue Jahr begann gemütlich mit guter Musik und ein paar Freunden. Generell habe ich den Eindruck, dass wir weltweit momentan nicht gerade rosigen Zeiten entgegensteuern, doch daran kann ich leider relativ wenig ändern, weshalb ich versuche, mich auf die positiven Aspekte zu konzentrieren. Trotzdem möchte ich mich an dieser Stelle klar gegen Antisemitismus, Rassismus, Nationalsozialismus, Genozid und Diskriminierung jeglicher Art aussprechen. „Gute Vorsätze“ habe ich nicht wirklich, da ich der Meinung bin, wenn man sich etwas vornimmt oder ändern möchte, kann man dies täglich tun. Da ist meine Devise eher: machen, statt nur darüber zu sprechen oder nachzudenken … ganz nach Arnold Schwarzenegger: „Do it!“ „Besser“ kann ich natürlich auch werden und gebe mir auch im neuen Jahr Mühe, an meinen Stärken und Schwächen in jeglicher Hinsicht zu arbeiten. 

(2) André: Wie sieht es aktuell bei Gravety aus? Arbeitet ihr fleißig an neuen Songs?

Kevin: Erfreulicherweise hat Bow Down letztes Jahr dank Underground Power Records endlich seinen Weg auf Vinyl gefunden, was mich unglaublich stolz macht. Die eigene Musik auf Schallplatte zu hören, das Artwork in groß zu bewundern und das von uns selbst gestaltete Layout zu begutachten, war wirklich etwas ganz Besonderes. Die Resonanz auf die LP fiel auch extrem gut aus, was uns natürlich alle sehr erfreut.  Ein weiteres Highlight war unsere erste Show in der Heimat seit zehn Jahren, dort wo Cryptor besonders mächtig ist – direkt in Saarbrücken. Auch wenn wir aufgrund der kleinen Bühne nicht unsere komplette Bühnendeko auffahren konnten, war die Stimmung überaus gut – das Publikum und wir hatten sichtlich Spaß. Im letzten Jahr war es ja relativ ruhig um uns, da wir uns auf das Songwriting für das nächste Album konzentrieren wollten. Leider gab es ein paar Steine auf dem Weg, denn wir waren viele Monate ohne Proberaum, was vielen Bands auch schnell mal komplett das Genick bricht. Glücklicherweise sind wir aber so fest verbunden, dass wir auch diese Krise durchgestanden haben.  Außerdem hatten wir mit beruflichen Themen, die den vollständigen Fokus benötigten, Krankheit in der Familie sowie Verlust zu kämpfen. Doch auch das gehört alles zum Leben dazu und wird uns natürlich nicht aufhalten. Wir sind nun tatsächlich fleißig an neuen Songs am werkeln, wovon zwei bereits bei unserem Gig in Saarbrücken ihre Live-Premiere gefeiert haben. Ich kann noch nichts Genaues über ein Veröffentlichungsdatum sagen, aber wir werden dieses Jahr definitiv das neue Album fertigstellen. 

(3) André: Werdet ihr den Stil von Bow Down fortsetzen? Oder können wir mit der einen oder anderen Überraschung rechnen?

Kevin: Ohne zu viel verraten zu wollen … aber es wird nicht der gleiche Stil sein. Versteh mich nicht falsch, ich mag auch Bands, bei denen ich weiß, was ich bekomme, wenn ich den Namen lese oder höre, aber wir sind keine Band, die zwei Mal das gleiche Album aufnimmt. Dazu sind unsere Einflüsse zu vielfältig, um immer Musik über Gandalfs Kampf gegen den Balrog o. Ä. zu schreiben. (lacht) Aber keine Sorge, wir werden unseren Stil nicht komplett umkrempeln, sondern behalten die Trademarks und den Kern – epischen Heavy Metal – natürlich bei. Da wir noch an den Songs feilen  möchte ich nicht zu sehr ins Detail gehen, aber es wird weniger kämpferischen Pathos, dafür mehr düstere Atmosphäre geben. Die eine oder andere Überraschung wird es sicher geben, doch Hörer, denen Bow Down gefallen hat, wird sicher auch der Nachfolger zusagen. Kleine Veränderungen und Erweiterungen im Bandsound finde ich immer spannend und für den Heavy Metal auch unerlässlich, damit das Genre lebendig bleibt, sich nicht ständig selbst wiederholt oder gar ausstirbt. 

(4) André: Werdet ihr in diesem Jahr wieder häufiger live zu sehen sein?

Kevin: Konkret geplant ist bisher noch nicht viel, da wir uns nun wirklich auf das Finalisieren und Aufnehmen der neuen Platte konzentrieren. Bald wird es aber Neuigkeiten zu einer tollen Show geben, auf die wir uns riesig freuen … also seid gespannt!

(5) André: Blicken wir auch einmal zurück: Was war dein persönliches musikalisches Highlight im Jahr 2023?

Kevin: Davon gab es tatsächlich so einige … z.B. hat es mich gefreut eine junge Band wie Seven Sisters als würdigen Headliner auf dem Stormcrusher Festival zu sehen, aber auch drei großartige, intensive Shows von Smoulder, einen genialen Gig von Helstar und den wohl besten Atlantean Kodex-Auftritt aller Zeiten: Beim German Swordbrothers Festival waren die Band, Fans und Musik eine epische Einheit.  Chris Isaak und seine Band Silvertone endlich live zu erleben, war ebenfalls großartig. Da gab es zum Tanz einladenden Rock‘n‘Roll und herrlich schnulzige Balladen. Nicht zu vergessen sind die beiden KISS-Konzerte – erstmals durfte ich meine Lieblingsband ganz nah aus der zweiten Reihe erleben und sie im Dezember in ihrer Heimatstadt New York verabschieden. Unvergessliche Momente in der Mannheimer SAP-Arena und im legendären Madison Square Garden. Zu guter letzt muss ich aber noch die Bruce Springsteen-Konzerte erwähnen. Ich habe viele sensationelle Auftritte gesehen, egal ob in Underground-Clubs oder großen Arenen, doch nichts ist vergleichbar mit dem Boss und seiner E-Street Band. Das waren ohne Übertreibung lebensverändernde Ereignisse. Klingt komisch, aber man muss es selbst erlebt haben, um es nachvollziehen zu können. Auch wenn es den Anschein macht, möchte ich niemanden bekehren, der keine Stadionshows mag, da auch ich kleinere Locations bevorzuge, doch ich möchte dieses Erlebnis auch niemandem vorenthalten und empfehle daher jedem Fan handgemachter Musik einen Abend mit Springsteen. Wenn die 17 Musiker nach und nach die Bühne betreten und den Rock’n’Roll zelebrieren, spürt man sofort eine einzigartige Magie. Obwohl ich Showelemente liebe, braucht es hier nur die Musik. Die spricht direkt zu Herz und Seele. Der eingeschworene Haufen mit freundschaftlichem Verhältnis und musikalischem Weltklasse-Niveau reißt einen mit und packt ungemein. Es ist doch so viel mehr als „nur“ Rock‘n‘Roll… In einem Moment ist Bruce einfach der Boss, steht wie der größte Rockstar der Welt samt Gitarre breitbeinig am Mikro und in ruhigeren Passagen spricht er wie ein Freund eindringlich zu dir, dass unweigerlich Tränen fließen, weil es dich so sehr berührt. Die Musik, die Texte und die Performance sind einmalig. Die kathartische Wirkung dieser knapp dreistündigen Show macht regelrecht süchtig und so durfte ich sechs Mal Zeuge dieses Triumphzuges positiver Energie werden. Aber nun genug, macht euch selbst ein Bild… (lacht)

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(1) André: Hi Kevin, how are you? Did you start the new year well? Do you have “good resolutions” for 2024?

Kevin: Hi André, I personally can’t complain, thank you. The new year got off to a cosy start with good music and a few friends. In general, I have the impression that we’re not exactly heading for rosy times worldwide at the moment, but unfortunately there’s relatively little I can do about that, which is why I’m trying to focus on the positive aspects. Nevertheless, I would like to take this opportunity to speak out clearly against anti-Semitism, racism, National Socialism, genocide and discrimination of any kind. I don’t really have any “good intentions”, as I believe that if you make a resolution or want to change something, you can do it every day. My motto is rather: do it instead of just talking or thinking about it … just like Arnold Schwarzenegger: “Do it!” Of course, I can also become “better” and will endeavour to work on my strengths and weaknesses in every respect in the new year.

(2) André: What’s the current situation regarding Gravety? Are you working hard on new songs?

Kevin: Fortunately, Bow Down finally found its way onto vinyl last year thanks to Underground Power Records, which makes me incredibly proud. Listening to our own music on vinyl, admiring the artwork in large format and looking at the layout we designed ourselves was really something very special. The response to the LP was also extremely good, which of course made us all very happy. Another highlight was our first show in our home country in ten years, where Cryptor is particularly powerful – right in Saarbrücken. Even though we couldn’t put on our full stage decoration due to the small stage, the atmosphere was extremely good – the audience and we obviously had fun. Last year was relatively quiet for us as we wanted to concentrate on the songwriting for the next album. Unfortunately, there were a few obstacles along the way, as we were without a rehearsal room for many months, which can quickly break the back of many bands. Fortunately, we are so close-knit that we were able to get through this crisis. We also had to deal with professional issues that required our full focus, illness in the family and loss. But even that is all part of life and will of course not stop us. We are now actually working hard on new songs, two of which have already celebrated their live premiere at our gig in Saarbrücken. I can’t say anything definite about a release date yet, but we will definitely finish the new album this year.

(3) André: Will you continue the style of Bow Down? Or can we expect one or two surprises?

Kevin: Without giving too much away … but it won’t be the same style. Don’t get me wrong, I also like bands where I know what I’m going to get when I read or hear the name, but we’re not a band that records the same album twice. Our influences are too diverse to always write music about Gandalf’s fight against the Balrog or something similar. (laughs) But don’t worry, we’re not going to completely change our style, we’ll keep the trademarks and the core – epic heavy metal – of course. As we are still working on the songs, I don’t want to go into too much detail, but there will be less martial pathos and more dark atmosphere. There will certainly be one or two surprises, but listeners who liked Bow Down will certainly also like the follow-up. I always find small changes and additions to the band’s sound exciting and essential for heavy metal, so that the genre remains alive and doesn’t constantly repeat itself or even die out.

(4) André: Will you be playing live more often this year?

Kevin: We haven’t made any concrete plans yet, as we’re really concentrating on finalising and recording the new record. But soon there will be news about a great show that we’re really looking forward to … so stay tuned!

(5) André: Let’s take a look back: What was your personal musical highlight in 2023?

Kevin: There were actually quite a few … for example, I was happy to see a young band like Seven Sisters as a worthy headliner at Stormcrusher Festival, but also three great, intense shows by Smoulder, a brilliant gig by Helstar and probably the best Atlantean Kodex performance of all time: At the German Swordbrothers Festival, the band, fans and music were an epic unit. It was also great to finally see Chris Isaak and his band Silvertone live. There was dance-inviting rock’n’roll and wonderfully schmaltzy ballads. Not forgetting the two KISS concerts – for the first time I was able to experience my favourite band up close from the second row and see them off in their hometown of New York in December. Unforgettable moments in the SAP Arena in Mannheim and in the legendary Madison Square Garden. Last but not least, I have to mention the Bruce Springsteen concerts. I have seen many sensational performances, whether in underground clubs or large arenas, but nothing compares to the Boss and his E-Street Band. Without exaggeration, these were life-changing events. Sounds strange, but you have to have experienced it yourself to understand. Even if it seems like it, I don’t want to convert anyone who doesn’t like stadium shows, as I also prefer smaller venues, but I don’t want to deprive anyone of this experience either and therefore recommend an evening with Springsteen to every fan of handmade music. When the 17 musicians take the stage one by one and celebrate rock’n’roll, you immediately feel a unique magic. Although I love show elements, all you need here is the music. It speaks directly to the heart and soul. The close-knit group with a friendly relationship and world-class musicianship sweeps you away and is incredibly gripping. It’s so much more than “just” rock’n’roll… At one moment Bruce is simply the boss, standing like the biggest rock star in the world with his guitar wide-legged at the microphone and in quieter passages he speaks to you like a friend, so forcefully that tears inevitably flow because it touches you so much. The music, the lyrics and the performance are unique. The cathartic effect of this almost three-hour show is downright addictive and I was able to witness this triumphal procession of positive energy six times. But enough now, see for yourselves… (laughs)

Gravety on Bandcamp: Click here.

Pic: Rhiannon_concert_photography